Umgeben von Vogelgezwitscher in den Bäumen, die nackten Füße im Gras. Leichter Wind sorgt abwechselnd für wohlig warme und für frischere Momente auf der Haut. Sonnenstrahlen berühren die Wangen und die von der täglichen Arbeit im Freien gebräunten Arme.
Ein Moment des Innehaltens.
Das stetige Tun darf nun ein paar tiefe Atemzüge ruhen.
Nachspüren, welche Schwingungen das Ausmisten des Stalls, das Striegeln der Pferde, das Füttern der Hühner, das Jäten im Garten, das Pflanzen der Tomaten und das Ernten der Kirschen, Pflaumen und Holunderbeeren in der Seele und im Körper hinterlassen haben. Das Verarbeiten der Früchte zu Marmeladen, Eingelegtem und Gedörrtem. Die kräftigen und zugleich sanften Bewegungen der Hände. Das grobe Zerren an widerstandsfähigen Beikräutern, die nicht ganz einsehen, warum sie den zarten Paprikapflanzen das Beet überlassen sollen. Die künstlerisch schon fast wertvollen Flechtwerke des Bastes beim Anbinden der vielfältig gewundenen Tomatentriebe. Die rotbraun feuchten Bewegungen der Finger beim Entsteinen der Kirschen, Stunden über Stunden. Und tagelang bleibt tief eingezeichnet in die Linien der Hand das Tätigsein mit den Früchten der Erde.
Und jetzt – Innehalten. Die nackten Füße berühren den Boden, tasten sich über Steinwege, kleine Felsen, Gras und wieder offene von Pferdedung übersäte Flächen. Atemfließen durchflutet den Körper.
Dankbarkeit durchströmt die Seele. Liebe zur Natur und mehr noch, mich geliebt fühlen von der Natur wärmt mein Herz.
Später gleiten Glühwürmchen durch die Julinacht. Der Zenit des Sonnenglanzes ist schon durchschritten, die Sommersonnenwende klingt nach in den nun langsam aufkommenden, das Himmelsblau spiegelnden Feldern der Wegwarte.
Während die Welt der Menschen sich in einer Verrücktheit nach der anderen überschlägt, lebt die Natur in immerwiederkehrender Selbstheilung, in Zyklen, in einem Tod und Leben umspannenden Frieden der Gezeiten. Wer dem sich selbst erschaffenden Reichtum der Natur, selbst Erschaffenes gegenüberstellen und auferlegen kann (ein Zentner menschlich Kreiertes pro Quadratmeter Erde sind es inzwischen) – ist der Mensch.
So fern der Natur oft lebend ist der Mensch. In Ballungszentren voller Beton, Draht und künstlichem Licht und anderen, im mental bestimmten Schaffen des Menschen zusammengesetzten Formen und Materialien. Der Mensch beraubt sich durch sein Leben in den aus dem Mental heraus erschaffenen Welten selbst seines Ursprungs, seiner Verbindung zur Heilkraft und Weisheit der Natur. Damit verliert er noch mehr den Zugang zur Intuition.
Intuition könnte den Mann, die Frau wieder dorthin führen, wo Heilkraft, Weisheit, Verbundenheit und tiefe Kraft zu finden sind.
In der Natur erklingt das Lied der Seele, die sich nach ihrem Zuhausesein sehnt. In der Natur verschmelzen die Welt der Formen und die Welt der Seele. Daher ist das Sein in der Natur, die Erdung, die wir uns dort gewähren können, so ein unschätzbares Geschenk. Ein Geschenk ist es, bei uns selbst anzukommen und die Kräfte, die wir eigentlich zu verkörpern vermögen, in uns zu selbst zu erwecken. Dafür braucht es die Demut, sich dem Ganzen anzuvertrauen. Nicht mehr wild in die Weite zu planen, Mondraketen in den Himmel zu schießen und die Gründe der Ozeane aufzubohren. Es braucht demütig und still zu werden und dem zu lauschen, was die Erde in Verbundenheit zu geben vermag.
Heilsein, Nahrung, Stille. Nachhausekommen.
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